Historische Souvenirs zum Thema Reichstagsgebäude

Die hier gezeigten Exponate sind nicht käuflich und die Präsentation dient keinem kommerziellen Zweck. Unsere Intention ist es, die Bandbreite der frühen „Merchandisingprodukte“ von der Einweihung des Reichstagsgebäudes 1894 bis zum Jahr 1933 zu illustrieren.

Das Urheberrecht der gezeigten Abbildungen ist unseres Wissens abgelaufen. Sollten noch Bildrechte von Künstlern oder Fotografen bestehen, bitten wir um Nachricht, damit wir diese berücksichtigen können.

Platz vor dem Reichstagsgebäude mit Bismarck-Denkmal.

Waarenhaus Hermann Tietz.
Berlin W. Leipzigerstrasse 46-49.

Berlin-Reichstagsgebäude und Siegessäule

Souvenirs, Souvenirs, Souvenirs...

Einen Städte-Tourismus, wie wir ihn heute kennen, gab es im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert noch nicht. Vermögende Kreise leisteten sich gelegentlich eine “Bildungsreise” in den Süden oder einen “Kur­urlaub”. Falls Angestellte oder Arbeiter überhaupt ei­nen Anspruch auf wenige Urlaubstage hatten, so wur­den diese bevorzugt in der “Sommerfrische”, also im ländlichen Umfeld am Meer oder in den Bergen, ver­bracht.

Aber es gab dennoch viele Besucher, die sich aus unterschiedlichsten Gründen kürzer oder länger in Berlin aufhielten: Geschäftsleute, Soldaten, Wander­arbeiter, Durchreisende, Wissenschaftler, Studie­rende. Dass man die große Stadt besucht hatte, bewies der Besucher durch das Versenden von Ansichts­karten. Unzählige Verlage, Fotoateliers und Drucke­reien in Berlin versorgten den Markt mit Ansichten der wichtigsten Gebäude und Sehenswürdigkeiten.

Gerne nahmen die Besucher auch Erinnerungsstücke mit, auf denen wichtige Gebäude Berlins zu sehen waren.

Zigarrenhülle

Leder mit Prägung. Reichstagsgebäude Berlin. 

Schon kurz nach der Gründung des Deutschen Reiches, im Frühjahr 1871, beschloß das gerade erst gebildete Parlament den Bau eines der Würden ihrer Aufgaben entsprechenden repräsentativen Gebäudes. Doch die Verwirklichung des Wunsches erwies sich als unerwartet kompliziert. Es bedurfte langwieriger Verhandlungen, bis man sich einen geeigneten Bauplatz sichern konnte, und zweier Architektenwettbewerebe, bis Paul Wallot (1841-1912) sich mit seinem Entwurf durchgesetzt hatte. Erst am 9. Juni 1884 konnte der greise Kaiser Wilhelm I. den Grundstein für das erste eigene Haus einer gesamtdeutschen Volksvertretung legen.

Es dauerte gut zehn Jahre bis zur Fertigstellung des 137 Meter langen, 103 Meter breiten und 31,7 Millionen Reichsmark teuren Bauwerks. Am 5. Dezember 1894 eröffnete Kaiser Wilhelm II. den Sitz des von ihm stets beargwöhnten Parlaments durch die feierliche Legung des Schlußsteins im Sockel eines Denkmals für Wilhelm I. vor dem Plenarsaal. Doch noch weitere 21 Jahre sollte es dauern, bis endlich die programmatische Inschrift über dem Westportal mit Billigung des Kaiser angebracht werden konnte: DEM DEUTSCHEN VOLKE.

Nach Ende des verlorenen ersten Weltkrieges gab der Reichskanzler Prinz Max v. Baden am 9. November 1918 bekannt: “Seine Majestät der Kaiser und König haben sich entschlossen, dem Throne zu entsagen.“ Gemeint war der Rücktritt Wilhelms II., nicht das Ende der Monarchie, doch alle diesbezüglichen Pläne wurden von den Ereignissen jener turbulenten Stunden überrollt, denn schon rief der sozialdemokratische Politiker Philipp Scheidemann in einer spontanen Rede von einem Fenster des Reichstaggebäudes die Republik aus. Nach der Wahl der Nationalversammlung im Januar 1919 galt es, zunächst eine Verfassung für den neuen Staat auszuarbeiten. Wegen anhaltender Unruhen in Berlin zog man sich hierfür nach Weimar zurück. Doch auch nachdem das Parlament seine Arbeit dann im Berliner Wallot-Bau aufgenommen hatte, bildete sich nicht dauerhaft ein Klima, das eine ruhige, kontinuierliche Arbeit ermöglicht: In den Jahren bis 1933 gab es acht Reichstagwahlen und über zwanzig verschiedene Kabinette.

Gerade vier Wochen war es her, seit Hitler „die Macht ergriffen“ hatte, als am 27. Februar 1933 der Plenarsaal des Reichstagsgebäudes in Flammen stand. Die Tatsache, daß der Brandstifter Marinus van der Lubbe Kommunist war, bot den Nationalsozialisten den wie gerufen kommenden Vorwand, eine erste brutale Verhaftungswelle unter oppositionellen Politikern durchzuführen, und damit einen angeblich drohenden Umsturz zu verhindern. Um das Parlamentsgebäude wurde es in den folgenden zwölf Jahren vergleichsweise still.
Erst ganz am Ende des zweiten Weltkrieges stand es wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Die Sowjetarmee nämlich betrachtete im Kampf um Berlin irrigerweise ausgerechnet den Parlamentsbaus als besonders Symbol des Dritten Reiches. Nachdem der Reichstag mit rund einer Million Kugeln und Granaten sturmreif geschossen worden war, konnte am 30. April 1945 aus seinem Dach die rote Fahne aufgepflanzt werden.

Teller aus Zinkguss, Jugendstil. Um 1900, Durchmesser 29 cm.

TellerJugendstil reichstag

Anbietteller aus den 1920er Jahren. Metallwarenfabrik Nürnberg - Max Dannhorn

Zehn Jahre später, 1955, faßte der Deutsche Bundestag den Beschluß, das Reichstagsgebäude widerherzustellen. In den folgenden fünfzehn Jahren entstand nach Plänen des Architekten Paul Baumgarten und der Bundesbaudirektion für 110 Millionen Mark ein neues hinter historischer Fassade, dem allerdings die Kuppel – und der adäquate Hausherr – fehlte: Als das Gebäude am 1. Juni 1973 offiziell der Bundestagsverwaltung übergeben wurde, durfte es aufgrund des Viermächte-Abkommens über Berlin für Plenarsitzungen des Deutschen Bundestages nicht mehr benutzt werden.

Mit dem Fall der Mauer kam auch für das Reichstagsgebäude die Wende. Hier, auf den Stufen seiner Westfassade, wurde in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990 die Einheit Deutschland vollzogen. Und endlich, am 4. Oktober, konnte in seinem Plenarsaal die erste Sitzung eines gesamtdeutschen Bundestages abgehalten werden.
Am 20. Juni 1991 dann faßte das Parlament den historischen Beschluß, seinem dauerhaften Sitz wieder in Berlin nehmen zu wollen. Mit den Planungen für einem nun nötigen abermaligen Umbau des Hauses wurde der britische Architekt Sir Norman Foster beauftragt. Im Juni 1994 stellte er seinen überarbeiteten Entwurf des Reichstagsprojekts vor. Dieser sah vor, einen modernen Parlamentsbau zu gestalten, der die Geschichte des Reichstagsgebäudes respektiert und zugleich die Umsetzung eines zukunftweisenden Energiekonzeptes zu realisieren. Das ehemalige Reichstagsgebäude wurde zu einem modernen Arbeitsparlament umgestaltet, das allen Anforderungen an neueste Kommunikations-, Büro- und Arbeitsplatztechnik entspricht.

Metallbuttons für Besucher

Als Erinnerung an Besichtigungen der Parlamente erhielten Besucher diese Anstecknadeln aus massivem Metall: im Bundestag in Bonn und im Reichstagsgebäude vor dem Umbau zum Sitz des Deutschen Bundestages

Schmuckschatulle souvenirs berlin 003

Schatulle

Schmuckkasten aus Metall.  Reichstagsgebäude um 1925.

Deckeldose

Porzellandose mit Deckel der Porzellanfabrik Martinroda Friedrich Eger & Co. GmbH (PM). Am Boden ist die Signatur PM mit Krone sowie ‘1919 B’ zu sehen.

Porzellanvase

Kleine Porzellanvase mit Darstellung des Reichstagsgebäudes.

9,5 x 5 cm

Tassen und Gläser - Reichstagsgebäude

Die Datierung einiger Exponate können wir nur grob einschätzen. Ein wichtiges Kriterium zur zeitlichen Einordung ist die Darstellung der Bronze-Inschrift „Dem Deutschen Volke“, die zwischen dem 20. und 24. Dezember 1916 über dem Hauptportal auf der Westseite des Gebäudes angebracht wurde.

Die hier gezeigten Trinkgefäße werden wahrscheinlich vor 1914 hergestellt worden sein.

Weinglas-Reichstagsgebäudes-002

Weinglas (Römer) mit stilisierter Darstellung des Reichstagsgebäudes, Höhe 16 cm.

Dose aus Blech mit lithografiertem farbigem Aufdruck des Reichstagsgebäudes in Frontalansicht. Aufschrift oben „Berlin Reichstagsgeb“ und unten „Chokolade-Fabriken Richard Selbmann Dresden“, 60 x 17 x 38 mm.
Dose aus Blech mit schwarzweißer Abbildung des Reichstagsgebäudes, Aufschrift „Neues Reichstagsgebäude Berlin“, 60 x 17 x 38 mm.

Blechdosen

Diese Automatendosen mit der Abbildung des Reichstagsgebäudes wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Verpackung für Süßigkeiten benutzt. Hersteller wie Richard Selbmann verwendeten solche kleinen Dosen aus Weißblech als Umverpackung für Schokolade, Bonbons und Halspastillen, die in Süßwarenautomaten angeboten wurden und an öffentlichen Plätzen und vor Läden zu finden waren. 

Die aufwändig gestalteten Blechdosen – farbige Drucke waren noch eine absolute Neuheit – wurden gleichzeitig zu begehrten Sammelobjekten. Der Dresdner Hersteller Richard Selbmann zeigte häufig bekannte Gebäude oder Stadtansichten auf seinen Dosen.

Stiftablage aus Eisen, verzinnt .

26 x 11,5 cm

Körbchen aus Metall, auf der Oberseite eine Plakette mit Darstellung des Reichstagsgebäudes. Rund, Größe 6 cm, offensichtlich Einzelstück.

Tablett, auf der Oberseite eine Plakette mit Darstellung des Reichstagsgebäudes.

Spardose in Form eines Schiffs, Ein Passagierschiff auf hoher See, oben mit einem Schlitz für die Münzen, unten mit einer Öffnung zum Entnehmen des Geldes.

Auf der Steuerbordseite ist ein Medaillon mit Darstellung des Reichstagsgebäudes angebracht. Entstehungszeit sicherlich in der Kaiserzeit. Man könnte einen Zusammenhang mit der Flottenpolitik Kaiser Wilhelms II. vermuten, doch dann wäre sicherlich ein Kriegsschiff abgebildet worden.
 
Tatsächlich gibt es vergleichbare Sparbüchsen in Schiffsform, in denen statt des Reichstagsgebäudes andere Sehenswürdigkeiten, z.B. das Hamburger Rathaus oder ein Leuchtturm, als Medaillon eingelassen sind.
 
Massiver Eisenguss, 19 x 7 cm.

Historischer Tafelaufsatz mit Darstellung des Reichstagsgebäudes.

 
Massive Bronze, H. 11,5 cm
Durchmesser 18 cm


DER DEUTSCHE REICHSTAG, Dieses 48-seitige Büchlein gibt eine kurze Einführung in die Arbeit und Organisation des Reichstags, herausgegeben von Paul Löbe, SPD-Abgeordneter und Präsident des Deutschen Reichstags, der übrigens 1949 Alterspräsident des ersten Deutschen Bundestags in Bonn wurde. Erläutert werden von verschiedenen Autoren das Zustandekommen von Gesetzen, die Organisation und Geschichte des Reichstags.
 
Im Vorwort „An die Besucher“
klärt Paul Löbe diese über „die Arbeit im Reichstagsgebäude“ in einer aktuell klingenden Beschreibung auf. Diese Arbeit
werde „nicht ausschließlich im Sitzungsaale verrichtet, dessen Bänke oft Lücken aufweisen, sondern in den Hunderten von Arbeitszimmer bis hoch am Glasdach des Gebäudes, in den zahlreichen Büros, in den Dutzenden von bescheideneren Sitzungssälen, in denen man zu wichtiger Kleinarbeit zusammentritt“.
 
Die sachlichen Artikel des Büchleins stehen in einem angenehmen Widerspruch zu der modernen, oftmals pessimistischen Einschätzung des Reichstags als Schauplatz
der Auseinandersetzung demokratiefeindlicher Parteien und seiner Entmachtung durch Präsidialkabinette.
 
Doch auch schon 1929 galt, wie ein MdR zu Beginn seines Kapitels schreibt „Abgeordneter zu sein, ist nicht immer ein restloses Vergnügen“.

Schönes altes Perlmuttbild von Berlin mit Reichstagsgebäude und Bismarckdenkmal